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WALTERS EWIGE FAVORITEN. DIESE TOP-5-LISTE BEWEIST, DASS KLASSIKER JUNG HALTEN. Walter Röhrl kennt sich mit Träumen aus – schließlich hat er in seiner Karriere zahllose gefahren. Seine Persönlichkeit, sein Fahrstil und nicht zuletzt seine Erfolge haben unzählige Menschen dazu inspiriert, selbst ihren Träumen nachzueifern. Womöglich ist ja genau das sein größter Sieg. Worum viele ihn beneiden, ist die schiere Zahl an Sport- und Rennwagen, die er schon pilotiert hat. Aber welcher ist sein Favorit? Zur Fahrt nach Südfrankreich würde er mit dem 911 Carrera RS 2.7 aufbrechen, mit dem Gepäck sei man im Carrera GT doch etwas eingeschränkt, verrät er uns, da müsse man die Klamotten lose einpacken ... danke für den Tipp. Und was ist mit Ihnen?Welcher Klassiker ist Ihr Favorit? 1. Porsche 356 „Nimm den Kleinen mit, dann ist er versorgt“, hieß es in den 50er Jahren, als der große Bruder sonntags mit dem 356 Roadster Super 90 zu Flugplatzrennen in Erding oder Fürstenfeldbruck aufbrach. Natürlich auf eigener Achse. Vor Ort wurde nur noch der Sebring-Auspuff draufgeschraubt. Offensichtlich hat das schon beim zehnjährigen Walter Eindruck hinterlassen: „Das hat mich fasziniert. Da sind 30 Porsche 356 gegeneinander gefahren. Alles andere waren normale Autos. Sportwagen waren einfach Porsche.“ 2. 911 Carrera RS 2.7 Auch Röhrl träumte vom „Auto schlechthin“. Aber 27.000 DM waren 1972 für den jungen Mann einfach zu viel Geld. Zum Glück kannte er einen Porsche Händler in Regensburg, der ihn ab und zu ans Steuer seines RS ließ, die Lightweight-Version wog schlanke 960 kg: „Das war so, als würde man heute einen 918 Spyder fahren.“ Die Bedeutung des Entenbürzels verdeutlichte ihm Jahre später Entwicklungs- ingenieur Roland Kussmaul: „Was glaubst du, warum wir den hässlichen Spoiler da hinten draufgemacht haben? Weil wir mit 210 PS schon gemerkt haben: Das führt an die Grenze, wir brauchen Abtrieb.“ Hässlicher Spoiler? Das sehen die meisten heute anders … 3. Porsche 911 SC „Das Auto war ein Traum, ein Überauto, aber es war der bitterste Ausfall meiner ganzen Karriere … das hab ich nie verwunden.“ Die Rede ist von der Rallye San Remo 1981, die Röhrl im 911 SC schon fast gewonnen hatte, als ihn kurz vor dem Ziel ein technischer Defekt stoppte. „Solange es keinen Allrad gab, war die Traktion extrem wichtig. Das Auto war vom Handling her unheimlich gutmütig, kein Untersteuern, perfekt eingelenkt und hatte mit dem Heckmotor und den 280 PS richtig viel Stabilität, das werde ich nie vergessen.“ Ohne Röhrls Ausfall wäre die Rallye-Geschichte von Porsche womöglich anders verlaufen … 4. Porsche 959 1982 fuhr Röhrl zwar für Opel, aber Porsche Chefentwickler Professor Helmuth Bott sagte trotzdem: „Wenn ich wissen will, wie das Auto mit 180 quergeht und wo wir was probieren müssen, da brauche ich Sie, das können meine Testfahrer nicht.“ Und Röhrl war da, bei den Testfahrten des Supersportwagens in Weissach und natürlich auf der Nordschleife: „Vom Fahrverhalten war der 959 eine Revolution, der steuerbare Allradantrieb – selten habe ich ein Auto gelenkt, das sich vor allem auf Regen so perfekt gefahren hat.“ 5. Carrera GT „Da war ich von der ersten Minute an bei der Entwicklung eingebunden.“ Den Carrera GT bezeichnet Röhrl als sein „Traumauto schlechthin: Die 10 Zylinder, die Anordnung der Technik, der tiefe Schwerpunkt des Motors, das ist für mich der Inbegriff eines Sportwagens. Wenn du seine Leistung abrufst, hast du den authentischen Sound wie früher die Formel 1. Mir sagen heute noch Leute, dass der Carrera GT für sie auch im Vergleich zu Ferrari oder Lamborghini nach wie vor der Maßstab des Supersportwagens ist.“ Und fügt dann mit Röhrl’schem Humor hinzu: „Ohne PSM verlangt das Auto schon eine gewisse sittliche Reife, da musst du halt mal dein Hirn einschalten und die Verbindung zwischen rechtem Fuß und Kopf muss funktionieren.“ UNTERWEGS 15

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